VL-Team | Pokalaus in der 2. Runde

SV Eintracht Elster vs. 1. FC Romonta Amsdorf 3:4 n.V.

Farih Kadic denkt in der Minute des Triumphs an die Gastgeber. „Ich muss Elster loben. Eine Mannschaft, die nach einem 0:3-Rückstand so zurückkommt, hat Charakter“, sagt der zweifache Amsdorfer Meister-Trainer. Seine Elf siegt in einem Pokal-Thriller vor 58 Zuschauern 4:3 in der Verlängerung. Mann des Tages beim Sieger ist der dreifache Torschütze Alexander Gründler (1., 14., 51.).

Als der Kapitän und Torjäger ausgewechselt wird, ist die Partie praktisch entschieden - zumal der neue Stürmer ein Weltstar ist. Rico Freimuth hat erst in der vergangenen Woche international für Schlagzeilen gesorgt, als er im TV bei Eurosport das Ende seiner Leistungssport-Karriere verkündet. Der Zehnkämpfer gewann 2015 bei der Weltmeisterschaft in Peking Bronze, 2017 bei der WM in London Silber.

Mit seiner Leistung von 8.663 Punkten liegt er auf Rang neun der ewigen deutschen Bestenliste. Freimuth hat das Ticket zu den Olympischen Spielen im nächsten Jahr in Tokio schon in der Tasche. Als Leichtathletik-Experte arbeitet er für Eurosport. Am Samstag verläuft sein Fußball-Comeback - er hat schon in den Vorjahren sporadisch für Amsdorf gekickt - holprig. Schon seine Einwechslung erfolgt nicht regelkonform.

Der 32-Jährige ist bereits auf dem Platz, da hat Gründler den Rasen noch gar nicht verlassen (55.). Normal wird solch ein Übereifer mit einer Verwarnung bestraft. Schiedsrichter Albert Lehmann (Dessau) hat den Fauxpas nicht bemerkt, Fingerspitzengefühl gezeigt oder einen Promibonus statt einer Gelben Karte verteilt.

Der Leichtathlet fällt aber weiter auf. Sein Spiel ohne Ball ist aufgrund seiner Laufstärke perfekt. Und der Hallenser ist verdammt schnell. So gewinnt er das Laufduell gegen Elsters Keeper Kevin Ziebell souverän, umkurvt den Torwart gekonnt, aber der Winkel zum Schuss auf das verwaiste Gehäuse ist viel zu spitz. Freimuth versucht es trotzdem und verfehlt sein Traumtor nur um Millimeter (65.). „Ich wollte flanken“, gesteht er später.

„Es war aber niemand mit gelaufen“, sagt Kadic zu dieser Aktion. Der Leichtathlet ist nicht nur für Elster zu schnell, sondern auch für die eigene Mannschaft. Allerdings hat sich Freimuth in der Torschuss-Flanken-Szene verletzt und muss ausgewechselt werden (68.).
In dieser Phase nach einer Stunde Spielzeit startet Elster die furiose Aufholjagd. Ricardo Franke gelingt nach einem schönen Angriffszug per Kopf das 1:3 (58.). Martin Thauer erzwingt mit einem abgefälschtem Distanzschuss den Anschluss (66.). „Es ist noch Zeit. Hochfahren“, fordert Elsters Trainer Tobias Klier lautstark seine Elf auf. Tatsächlich beweisen die Platzherren Moral, Kampfkraft, aber auch spielerische Qualitäten. Pitt Schultz erkämpft sich im Mittelfeld den Ball, passt auf Franke, der auf Thauer flankt. Der 30-Jährige hat keine Mühe, den Angriff wie aus dem Lehrbuch zu vollenden (88.).

Eine Verlängerung haben beide Teams nicht eingeplant. Der Wassernachschub wird für beide Vereine zu einem Kampf gegen die Uhr. Und die elektronische Anzeigetafel ist für eine Extra-Spielzeit technisch nicht ausgerüstet. 99 Minuten - mehr geht bei der Anzeige nicht. Und die Begeisterung der Gäste über einen Pokalfight von 120 Minuten hält sich in überschaubarem Rahmen. Die Eckfahne bekommt den Frust von Amsdorfs Torwart David Tretropp zu spüren.

Das psychologische Momentum spricht jetzt eindeutig für die Eintracht. Die Platzherren setzen in der ersten Halbzeit der Verlängerung auch die Akzente. Thauer hat die große Chance zur ersten Führung der Gastgeber. Doch der zweifache Torschütze verzieht und wird so nicht zum großen Pokalhelden (102.). Nach dem letzten Wechsel bemühen sich beide Teams um die Entscheidung. Den Sieg für die Gäste stellt Nikola Odovic sicher. Der 29-Jährige trifft zum 4:3 (114.).

Die Ursachen für die erneute Heim-Niederlage aber liegen wieder an den Leistungen in der ersten Halbzeit. Die Eintracht muss auf Marc Plewa, der sich beim 8:0-Derbyerfolg in Piesteritz am Knöchel verletzt hat und voraussichtlich länger ausfallen wird, und auf Konrad Schramm aufgrund einer Oberschenkelverletzung sowie auf Lucas Könnecke, der bis zum Jahresende in den USA weilt, verzichten.

Der Stadionsprecher hat die Aufstellungen noch gar nicht komplett verkündet, da steht es schon 0:1 nach 40 Sekunden. „Langsam wach werden“, fordert Klier seine Elf auf. Zumindest Keeper Ziebell ist schon auf Betriebstemperatur, gewinnt das Duell Mann gegen Mann gegen Gründler (9.). Doch in der nächsten Szene ist der Torjäger, der von David Hotopp mustergültig frei gespielt wird, der Sieger (14.).

Die erste Viertelstunde hat Elster regelgerecht verschlafen. Ein Distanzschuss von Schultz ist die erste Offensivaktion (21.). Nach einer Ecke köpft Pawel Wojciechoswki daneben (25.). Die erste Großchance hat Yannick Schüler. Der 21-Jährige scheitert an Tretropp (26.). Mehr Offensive gibt es im ersten Durchgang nicht. Das ist zu wenig, um einen zweifachen Meister wirklich ernsthaft zu gefährden.

Elster: Ziebell; Wojciechowski, Schüler, Ferigo, Schultz, Rodriguez, Bormann (81. Michlick), Jürgen (46. Behrend), Pöllmann, Franke, Thauer
(Quelle: mz-web.de)